Montag, 14. März 2011

horror story in the desert

Es ist schon seit Stunden dunkel, als wir vier Mädels im Auto auf einer steilen kurvenreichen Strecke durch die Wüste fahren. Wir haben eine Reservierung für die Nacht in einem Beduinenzelt. Zwar versuchen wir schon seit zwei Stunden vergeblich, die Leute dort telefonisch zu erreichen, haben uns aber trotzdem entschlossen, den Ort noch zu suchen. Es ist erst zehn Uhr abends, aber die nächste Ortschaft ist schon meilenweit entfernt und die Wüste um uns herum stockdunkel, als wir an der letzten Abzweigung ankommen. Ein so kleiner Feldweg geht direkt unter dem Wegweiser von der Straße ab, dass wir es erst nicht glauben können und weiterfahren: "This can not be the way, for sure." Kurze Zeit später an einer ähnlichen Abzweigung: "Maybe that was the way." Also umgedreht und auf den Feldweg. Zwei Kilometer im Schneckentempo wegen der Schlaglöcher später, im Dunkel um uns herum nichts außer Wüste und herumliegende Steinbrocken, hieß es: "Girls, everyone lock your door from the inside. If someone jumps from behind one of those rocks..." und irgendwie bekommen wir alle ein bisschen Angst. Und dann, kurze Zeit später, ein verlassener Parkplatz. Keine Menschenseele zu sehen, Hundegebell aus einer kleinen Hütte und ein paar große halboffene Zelte im Halbkreis um den Parkplatz. In einem Zelt brennt Licht, ansonsten ist es völlig leer. Wir sitzen noch im Auto und bemühen uns, etwas zu erkennen, während wir noch diskutieren, ob man besser umdrehen und schnellstmöglich das Weite suchen soll. Keine von uns hat Handyempfang. Aber das nächste Dorf war zwanzig Kilometer entfernt, daher entscheiden wir uns, auszusteigen. Langsam gehen wir auf eine Hütte zu, in der normalerweise wohl jemand sitzt und Besucher in Empfang nehmen könnte. Die Hunde bellen immer noch und man hört unsere Schritte auf dem Kies, sonst ist es totenstill und kalt. An der Rezeption ist niemand zu sehen und wir beraten wieder, ob wir doch besser umkehren sollten, als hinter uns jemand ruft: "Hello! Come here!" Beim Näherkommen sehen wir ein paar alte Sofas in einem der Zelte stehen, am Rand brennt noch ein schwaches Feuer im Ofen. Auf einem der Sofas liegt in Decken gewickelt ein Mann, der sich jetzt halb aufrichtet und uns ansieht. "You have a reservation? Four People?" Ja, genau diese vier Leute sind wir. "You still want to sleep here? Is it okay to sleep here? You have sleeping bags?" Ja, wir haben Sachen im Auto und gehen zurück, um sie zu holen. Stattdessen setzen wir uns aber zuerst nochmals alle ins sichere Auto und besprechen die Situation, bis der Verwalter aufsteht und näher kommt. Wir steigen wieder aus und er zeigt uns einen durch herabhängende dicke Teppiche abgetrennten Bereich in einem der Zelte, wo wir schlafen können. Nachdem wir unsere Decken aus dem Auto geholt haben, legen wir uns zusammen hinten auf ein selbstgebautes Matratzenlager und schlafen ein. In der Nacht werden wir mehrmals von Flugzeugen mit Überschallgeschwindigkeit geweckt und müssen uns selbst im Halbschlaf immer wieder sagen, dass es keinen Grund gibt, wieso hier und jetzt Bomben fallen sollten, nur weil wir da sind. Einige Vögel picken frühmorgens alte Essensreste vom Zeltboden auf, und der Hund läuft bellend um die Zelte. Frühmorgens um sechs wachen wir von der Sonne auf, schauen nach der Uhrzeit und beschließen weiterzuschlafen. Um 07:46 bebt die Erde in Japan. Ohne davon zu wissen, stehen wir später auf und stellen bei einem leckeren Frühstück fest, dass das Beduinencamp total schön und bei Sonnenlicht überhaupt nicht gruselig ist. Außerdem befinden wir uns direkt im Ramon Krater mitten in der Wüste, die Straße zurück entlangzufahren wird vor allem wegen der genialen Natur um uns herum vielleicht eine meiner schönsten Erinnerungen sein, und die Nacht eine der spannendsten Geschichten zum Erzählen. Vielleicht hab ich einiges ein bisschen übertrieben und ein paar Details dazuerfunden, aber im Großen und Ganzen hat sich alles so abgespielt. Fotos vom Camp am Morgen danach:

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